wiedermorgenmond

HERZZEILEN #10 | tagebuch ungedachter worte

. . .

traumgleich
schweben wir nachtweise
auf Wolken.

fliegen mit den Sternen
und dem Mond, vielleicht
nach Hause zurück.

wo uns keiner kennt
und jeder versteht.

HERZZEILEN #09 | tagebuch ungedachter worte

. . .

herbstlaub flüstert mir
deine gedanken von unter der
schneedecke zu

du träumst von farbe
doch glitzerst in weiss

leise säuselt mir der winterwind
deinen namen ins ohr
und ins sonnenlicht

doch unter dem schnee und in träumen bist zu verzerrt
und ich erfinde dein gesicht und deine augen
immer und immer
wieder
neu

HERZZEILEN #08 | tagebuch ungedachter worte

. . .

oder sterben sie in staub
die sterne in deinen augen wenn
du den himmel unter den füssen verlierst
und fällst …

( doch sternensammler werden warten
mit einer hand hoch in der nacht
deine seele fangen und sie
bis zur nächsten wacht verwahrn )

HERZZEILEN #07 | tagebuch ungedachter worte

. . .

es ist als wäre ich von der sonne
– oder vom mond, wer weiss –
und du von den sternen

und so als träfen wir uns auf der erde
einem ort für keinen von uns.

gemeinsam aber haben wir die kraft
die grenzen der welten zu sprengen und
endlich nach hause zurückzukehren

doch wir könnten weder zu dir noch zu mir
denn der eine bliebe auf immer fremd und rastlos
während der andere sich in geborgenheit verlöre

und unsere besonderheit nähme ein ende
und unsere vertrautheit löste sich auf.

wo also finden wir frieden ?
wohin – sag mir –
kehrten wir heim ?

HERZZEILEN #06 | tagebuch ungedachter worte

. . .

draussen der asphalt
und die regentropfen
und sein trommelnder gesang
– alles was ich erleben möchte.

in den wäldern die schritte
und die schuhe in meiner hand
und das gefühl taunasser wiesen
– alles was ich immer suche.

aber ich wage mich nicht hinaus
nur aus angst zu scheitern an dem
was sie sagen was wirklich zählt.

HERZZEILEN #05 | tagebuch ungedachter worte

. . .

wie das sonnenlicht das satte grün des lebens anfacht
und der welt diesen mantel des frühlings überzieht
zwitschernd und warm, leuchtend und weich

so trage ich noch immer das glitzernd weisse kleid
eines winters.

HERZZEILEN #04 | tagebuch ungedachter worte

. . .

hier wo die traumblüten in mir
erwachsen geworden sind …

hier bei dir am ort
wo sie verstehen …

hier wo die sehnsucht
in mir leben lernte und wo
silberweiss flügel ihr gedeihen tragen …

hier wo es nur den einen gibt
und unsicherheit mir ruhe schenkt …

und wo mein herz
die liebe kennt

HERZZEILEN #03 | tagebuch ungedachter worte

. . .

als wären sie geister vertreibt
mein leben die erinnerungen
an die wenigen tage bei dir
und machen meine herzräume leer.

und alles was ich glaubte zu sein
wird flüchtig und unwirklich
unter der fernen wucht
meiner liebe mit dir.

haltlos falle ich in den raum dazwischen
und verliere mich nur halb in vagem traum

HERZZEILEN #02 | tagebuch ungedachter worte

. . .

Verliebtheit ist ein kleines mädchen
das schmetterlinge fängt
sie einschliesst in ein Glas und keinen
jemals sehen lässt.

Verliebtheit hat ein herz aus licht
klirrend rein und hell und fein
einer Seifenblase gleich die nie
ein andrer fassen kann.

und Liebe ist des mädchens tod
das schweigend glücklich weicht –
denn im Leben, das zuviel verlangt
hat sie ihr höchstes schon erreicht.

HERZZEILEN #01 | tagebuch ungedachter worte

. . .

schmetterlinge.
schwarze schmetterlinge da
wo sie nicht hätten sein dürfen.
schmetterlinge aus glas …

ein mädchen.
ein mädchen rein und sorgenfrei
ein unschuldig kinderherz mit dem mut zu träumen.
und schmetterlinge da wo sie nicht hätten sein dürfen …

ein anderer.
  ein anderer, liebevoll und fürsorglich
  ein verirrter geist auf der suche nach geteiltem glück.
  und die zarten schmetterlinge die seine ankunft begleiteten …

so gleich waren sie sich, so unerhofft nah
und so unerreichbar voneinander entfernt.
ungeahntes glück und hoffnungslosigkeit
zärtlichkeit und unerträgliche härte
doch das mädchen liess es zu
das mädchen mit dem mut zu träumen.
und die schmetterlinge wurden zu glas …

gemeinsam träumten sie
träumten vom lieben und einem leben und von tagen
die niemals kommen würden.
gemeinsam quälten sie sich
mit der gewissheit um vergänglichkeit.
sie genossen die zarten flügelschläge
dieser schmetterlinge aus glas …

das mädchen lachte und strahlte
und weinte bittere tränen aus gold.
die schmetterlinge hielten sie gefangen
die schwarzen schmetterlinge die das unglück in sich trugen
ein gefühl der wahrhaftigkeit und vollkommenheit verströmend
im viel zu verletzlichen herzen der mädchens
mit dem mut zu träumen …

und die schmetterlinge
die schmetterlinge aus glas
bekamen risse ob der gewaltigkeit der freigelegten emotion
verglühten im feuer der leidenschaft und der
trauer, der tragik und des leidvollen abschieds.
und ihr glas zerbarst …

doch die splitter der schwarzen schmetterlinge
der schwarzen schmetterlinge aus glas, sie blieben.
sie blieben auf ewig im herzen des mädchens
des törichten mädchens mit dem mut
zu träumen.