remember nineteen
– ein jahr, ein tag | ein ort, eine liebe –

#1 | hier zwischen diesen Wiesen

und bei einem Glas Bier, das nicht das meine war,
begegnete ich dir zum allerersten Mal.
Mit meergrauen Augen und diesem kupferroten Haar
erzähltest du von deinem Wunsch
 nach Veränderung und Wandel.
Seltsam dachte ich, als du dich abwandtest und gingst.

#2 | man sagt, Verliebtheit
 mache die Welt bunter.

Durch dich erblühte sie in tausend Sternenfarben.
Ich hätte mich in alle Ewigkeit geträumt und nie wäre ich
glücklicher gewesen, als in deinem 
süssen Vergessen.
Mit dir rannte mein Geist zum Horizont und vielleicht
nie mehr zurück.

#3 | deine Wälder waren grün

und du schmecktest nach Frühling in diesem Jahr.
Um mich herum das Paradies, erwachte in mir
eine vollkommmene Unberührtheit, eine lichtdurchflutete Ruhe,
geboren wie aus tiefster Sternennacht.
Mein Stück passte zu deinem und ich dachte an Heimat.

#4 | und wie alles was ich tat, 
liebte ich nicht einfach,

sondern versank mit der ganzen Tiefe meines Herzens.
Bittersüss verloren sah ich mich in dieser Traumwelt,
so flüchtig und so unausweichlich die Unmöglichkeit
zwischen mir und bei dir. Doch das war egal.
Denn diese Liebe war für mich.

#5 | naher Abschied lauerte 
in den Schatten.

Die Wirklichkeit würde mich einholen,
doch ich schloss die Augen mit einem Lächeln.
Was immer kommen würde – in meiner Erinerung, dachte ich,
würden du und diese Gefühle 
unsterblich sein,
und all das hier auf ewig mein und ein Teil von mir.

#6 | kauernd im jungen Gras

genoss ich diese Freiheit in meiner eigenen Unendlichkeit.
Damals war mein Jetzt ein Immer, damals.
Doch vielleicht war es nur die Freiheit des Augenblickes
in dem ein junges Herz die Welt
 ein zweites Mal
und nochmals neu verstehen lernt.

#7 | als die Regentage folgten

sah ich nur Kristalle vom Himmel tanzen.
Vielleicht hätte ich die Vorboten erkennen müssen,
doch verfangen in diesem Gespinst traumverwachsener Konstrukte,
war ich blind für die Wahrheit
 und folgte nur meinen eigenen Worten,
die mir so bittersüss ihre Versprechungen ins Herz flüsterten.

#8 | melancholie nannte ich sie
,

das Mädchen, das damals durch diese Wälder wandelte
und im Zwielicht doch die wage Hoffnung sah.
Oh, wenn wir nur anders wären, dachte ich kurz,
ein anderes Leben in einer anderen Zeit.
Und was,
wenn wir doch wirklich werden konnten?
Wer hielt mich schon an welchen Regeln?

#9 | voller Zuversicht und Mut 
stand ich vor dem Spiegel,

als der letzte Tag kam und der erste begann.
Tröstend umfing mich
 die Antwort auf meine Fragen.
Ich würde wiederkommen, sagte ich mir,
und in kindlicher Treue
und mit der ihr eigenen Einfachheit der Welt,
glaubte ich daran.

#10 | als ich dich das nächste mal sah, voller Erwartung,

war der Winter längst vorbei, doch der Frühling roch nicht grün.
Aber nicht du hattest dich verändert,
sondern ich war jemand anderes geworden.
Ich suchte dich und ahnte dich, doch als der Frieden ausblieb,
wusste ich :in der Zeit gibt es kein Zurück.
Zu quer lagen meine Gedanken.

#11 | himmelsfern las ich 
an deinen Ufern

immer und immer wieder dieselben Worte :
es war die beste Entscheidung
meines Lebens –
sie änderte alles und lehrte mich, wer ich bin –
doch ich würde es nicht wieder tun.
Ich würde dich nicht wieder lieben, vielleicht,
und mit dieser Erkenntnis, taub,
versank ich im Ozean meiner Verzweiflung.

#12 | mein herz an dich zu binden

schien mir auf einmal naiv, denn erst jetzt erkannte ich,
wie frei ich tatsächlich 
schon immer gewesen war.
Ich konnte jeden Weg einschlagen, doch gerade jetzt
erdrückte mich
diese schiere Endlosigkeit möglicher Leben.
Wie konnte ich mich entscheiden, für dich,
wenn ich dabei so viel anders verlor?

#13 | dich den ich in keinster weise
 erwartet hatte,

und der doch so schillernd in meine Welt gefallen war,
dich erkannte ich als stillen Dieb meiner freien Zukunft.
Kein normales, einfaches Leben hätte ich,
wie es auf einmal so verlockend für mich schien.
Nur Widersprüche und Entbehrungen erahnte ich,
und einen zu hohen Preis.

#14 | es war der juni der traurigkeit, 
taub und unbewegt,

gefangen in einem Abgrund tief unter der Oberfläche.
Meine Gedanken hatten ein uns verraten, all die Zweifel überall.
Ich versank in Wehmut nach Vergangenem
und verlernte es, mir in die Augen zu schauen,
und den Schmerz darin zu sehen,
wie nur ich ihn mir zufügen konnte.

#15 | in liebe, schrieb ich,

hättest du nur nie meinen Weg gekreuzt
und nicht mein Herz zerrissen.
Du würdest mich, ich uns vergessen und dann
blieb nur meine dumpfe Treue, geformt zu goldenen 
Fesseln,
und dieses Leben fürchtete ich.
Doch glauben kann ich bis heute nicht daran.

#16 | anmassend vielleicht
, zu glauben,

ich könnte für immer glücklich sein.
Und doch hält ein Teil von mir daran fest,
dass irgendwo in mir dieser unsterbliche Ort weiterlebt,
an dem du und ich auf immer 
mit den Schmetterlingen tanzen.
Doch der Schlüssel zur Antwort liegt allein 
in der Zeit,
die mir fehlt, um dahin zurückzukehren.

#17 | vielleicht traf ich dich kein weiteres mal
,

vielleicht warst du aber auch noch immer dort
und beobachtetest mich still, 
als ich schliesslich zurückkehrte.
Ich verstand, was es bedeutete, ein Leben zu führen
und gab dir keine Schuld an meinem Schmerz.
Du warst immer da, und doch so anders,
und doch so falsch, und doch so perfekt.

#18 | erstaunlich was ein kinderherz ertragen kann

wenn der Tag heranrückt, an dem es stirbt.
Als ich zurückblickte in diesen Jahren,
in denen das Leben meine Träume verschlang,
versetzte es mir tiefe Wunden.
Doch ich verstand auch, wie heilig meine frühen Lügen waren
und schöpfte Vertrauen
 aus der kleinen Weisheit,
die ich wohl verlor.

#19 | behüte sie gut, mein jahre
, die neuen wie die alten,

die längst wieder vergangen sein werden, eines Tages.
Denn auch die wertvollsten und behütetsten Erinnerungen
verwehen gnadenlos im Wind der Zeit.
Erinnere dich an die Wunder und die Liebe,
an den Frieden und die Unendlichkeit.
Erinnere dich. Erinnere mich.

remember nineteen